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Credit-Suisse-Krise: Warum die UBS viel besser dasteht als die CS

Warum die UBS viel besser dasteht als die CS

Die Grossbank Credit Suisse gibt es möglicherweise bald nicht mehr. Stattdessen könnte sie in der UBS aufgehen. Doch die Vorzeichen sahen noch vor einigen Jahren ganz anders aus. Alle Zahlen zur Fusion, bei der es um fast 40'000 Stellen in der Schweiz geht.
19.03.2023, 16:2619.03.2023, 18:00
Stefan Ehrbar / ch media
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Logos of the Swiss banks Credit Suisse and UBS are seen on two buildings in Zurich, Switzerland, Saturday, March 18, 2023. (Michael Buholzer/Keystone via AP)
Bald eins? Die UBS und die Credit Suisse.Bild: keystone

Es ist eine Zahl, an die sich die Verantwortlichen der Credit Suisse bis zuletzt klammerten: 14.1 Prozent. Auf diesem Wert lag die harte Kernkapitalquote, die sogenannte «CET 1 Ratio» der Grossbank per Ende 2022 – nur 0.1 Prozentpunkte unter jener der UBS. Die Zahl zeigt, dass die CS eigentlich über genügend Kapital verfügt. Nur bringt das nicht viel, wenn das Vertrauen weg ist.

Nun steht die UBS offenbar vor einer Übernahme der Erzrivalin. Ein Vergleich der Kennzahlen der Banken zeigt: Die grosse UBS würde die kleine CS schlucken. Per Ende letztes Jahr lag die Bilanzsumme der UBS bei über 1000 Milliarden Franken, fast doppelt so hoch wie jene der CS. Zusammengerechnet ist das mehr als das Doppelte des Schweizer Bruttoinlandprodukts vom vergangenen Jahr.

UBS und Credit Suisse im Vergleich

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Im letzten Jahr spielten die beiden Banken in einer anderen Liga. Die UBS erzielte mehr als doppelt so hohe Nettoerträge, statt eines Minus von fast 7.3 Milliarden Franken wie die CS schrieb sie gut 7 Milliarden Franken Gewinn. Zwar verlor auch die UBS an Kundeneinlagen – aber siebenmal weniger als die CS, und ein Teil davon war Wechselkursschwankungen geschuldet.

Noch deutlicher wird der Grössenunterschied bei der Marktkapitalisierung. Ende 2022 kam die UBS auf einen Börsenwert von knapp 54 Milliarden Franken und die CS auf einen von 11 Milliarden Franken. Während die UBS seither in etwa stabil blieb und per letzten Freitag nach einer auch für ihre Titel harten Woche bei 52.2 Milliarden Franken landete, ist die CS an der Börse mittlerweile nicht einmal mehr 7 Milliarden Franken wert.

Die CS, die Skandalbank

Die grosse, erfolgreiche UBS und die CS, über der die Pleitegeier kreisen – so war es nicht immer. Nach der Finanzkrise war die CS im Jahr 2009 sogar zwischenzeitlich mehr wert als die UBS und gehörte zu den vier wertvollsten europäischen Banken. Anders als die UBS musste die CS in der Finanzkrise 2008 auch nicht vom Staat gerettet werden. Doch in den Jahren danach liess die Grossbank kaum eine Möglichkeit für einen Skandal ungenutzt.

Die Bank verbrannte Milliarden mit Krediten etwa für die Finanzdienstleister Archegos und Greensill, machte Schlagzeilen mit Konten von korrupten Politikern, Drogendealern und Kriegsverbrechern. Das Vertrauen erodierte, und spätestens ab 2021 zog die UBS der CS an der Börse davon. Alleine im vierten Quartal 2022 musste die CS Kundengeldabflüsse von 107 Milliarden Franken verbuchen, diese Woche sollen es teilweise 10 Milliarden Franken täglich gewesen sein.

Der Kursverlauf der CS- und UBS-Aktie seit 2007

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Ein unbedarftes Fernsehinterview des Vorsitzenden der neuen Grossaktionärin Saudi National Bank, der bestätigte, den Anteil von 9.9 Prozent nicht aufstocken zu wollen, was sowieso niemand erwartet hatte, wirkte vergangene Woche wie ein Brandbeschleuniger. Die Aussage schickte den Aktienkurs zum Zeitpunkt grosser Nervosität an den Märkten nach dem Beinahe-Kollaps der Silicon Valley Bank vom ersten ins zweite Untergeschoss.

Nun könnte die UBS die einst so staatstragende Rivalin für gerade einmal 900 Millionen Franken übernehmen, wie die «Financial Times» berichtet. Sie würde zur Eignerin einer Bank mit vielen Risiken, aber auch Perlen wie der Vermögensverwaltung und dem Schweizer Geschäft. Dieses erzielte selbst im letzten Jahr einen Gewinn vor Steuern von 1.5 Milliarden Franken. Für den hiesigen Finanzplatz und seine Mitarbeitenden gibt es dennoch wenig Grund zur Freude: Knapp 17'000 ihrer 50'500 Vollzeitstellen sind bei der Credit Suisse in der Schweiz angesiedelt, bei der UBS sind es etwa 20'000 von 72'600. Tausende davon dürften nun verschwinden. (aargauerzeitung.ch)

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